Antworten für Hirntumor-Patienten zu häufigen Fragen: wie läuft heute die Therapie an einer renommierten Klinik ab, was sind Standardtherapien, wie gehen die Ärzte auf die persönliche Situation ein, wie wird fachübergreifend mit Kollegen der Radiochirurgie kooperiert? Wo verschafft eine moderne Medizin Vorteile, wird die Lebensqualität beachtet? Welchen Stellenwert nehmen neue Methoden wie das Cyberknife ein? Der renommierte Vertreter aus der Neuroonkologie und Mikrochirurgie-Spezialist PD Dr. med. Niklas Thon von der Neurochirurgischen Klinik und Poliklinik am Campus Großhadern des Klinikums der Universität München ist dazu im Interview.
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Priv.-Doz. Dr. med. Niklas ThonWelche Behandlungsschritte gibt es? Wie kooperieren die Neurochirurgen mit dem Cyberknife Zentrum München?
Die Erstvorstellung von den Patienten erfolgt in der Regel in unseren Spezialambulanzen, die sich mit Tumorerkrankungen des zentralen Nervensystems befassen. Die Patienten werden von ambulanten Kollegen, niedergelassenen Onkologen – Zentren, mit denen wir zusammenarbeiten – zugewiesen, und die Vorstellung der Patienten erfolgt in der Regel mit einer bereits gelaufenen kernspintomographischen Bildgebung. Und dann wird der Befund unter Berücksichtigung des Patienten, den wir sehen, gemeinsam besprochen, um dann möglicherweise die weiteren Schritte zu besprechen.
Ziel ist es, den Patienten zu einem frühen Zeitpunkt über die möglichen Differenzialdiagnosen zu informieren und wenn nötig, Behandlungsindikationen gemeinsam auszusprechen.
Was sind Standardtherapien? Was sind Indikationen für ergänzende Verfahren wie Radiochirurgie?
Es gibt ein sehr breites Spektrum von Tumorerkrankungen im Kopf, die sehr unterschiedliche Behandlungskonzepte bedingen. Grundsätzlich haben wir die Möglichkeit der mikrochirurgischen Resektion. Als nächstes gibt es die verschiedenen Formen der strahlentherapeutischen Behandlung und es gibt chemotherapeutische Behandlungsoptionen. Und dann gibt es auch immer die Möglichkeit von palliativen, supportiven Therapien.
Grundsätzlich ist es so, dass Tumore, die stark umschrieben sind, in Bereichen wachsen, die mit den mikrochirurgischen Zugriffen nicht leicht zugänglich sind oder ein hohes Risiko für eine Behandlung haben, dass hier vor allem auch Hochpräzisionsbestrahlungen eine übergeordnete Rolle spielen. Und da kann unter anderem die Bestrahlung in Form einer radiochirurgischen Einzeitbestrahlung als sehr sinnhaft eingeordnet werden.
Können ergänzende Verfahren wie Radiochirurgie Vorteile bieten?
Die Radiochirurgie ermöglicht eine hochgradig präzise Bestrahlung unter Schonung des umgebenden Hirngewebes, was gerade in unserem Fachbereich sehr wichtig ist, weil die Strukturen um die Tumorerkrankung häufig mit einer Funktion behaftet sind und die Schonung dieser Funktionen ein übergeordnetes Ziel ist. Gleichzeitig ermöglicht die radiochirurgische Behandlung eine hochgradige Tumorkontrollrate, die – mit der richtigen Indikationsstellung – einen hohen Behandlungserfolg erzielen kann.
Gibt es Unterschiede, welches Verfahren eignet sich?
Es gibt Unterschiede in der Lebensqualität bezogen auf die Therapiewahl. Die Therapie selbst ist aber in ihrer Indikation abhängig von dem Behandlungsziel, was gestellt wird. Übergeordnet ist die Tumorkontrolle, die Behandlung von akuten Beschwerden und dann natürlich die Aufrechterhaltung der Lebensqualität. Wenn hierfür verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung stehen, ist diejenige zu bevorzugen, die möglichst minimalinvasiv durchgeführt werden kann. Und hier ist unter anderem die radiochirurgische Behandlung eine Behandlungsform, die sehr schonend durchgeführt werden kann und mit einer sehr guten Lebensqualität verbunden ist.