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Folge 6: CyberKnife: Effektive Prostatakrebs-Therapie
Christoph Gogg von München TV spricht mit Prof. Dr. Alexander Muacevic und seinem Team im ERCM über moderne CyberKnife-Therapien bei Prostatakrebs.
Christoph Gogg
Willkommen, liebe Zuschauer, zu unserem heutigen Schaufenster Spezial. Wir befinden uns heute hier beim Klinikum Großhadern. Sie können es hier hinter mir erkennen und hier befindet sich auch das Europäische CyberKnife Centrum. Und dort finden wahre medizinische Innovationen in der Krebsbehandlung statt.
Und welche medizinischen Innovationen ganz genau mit CyberKnife möglich sind, das verraten jetzt gleich unsere zwei Experten: Professor Alexander Muacevic und Dr. Alfred Haidenberger. Die treffe ich jetzt.
Herr Professor Muacevic, jetzt befinden wir uns hier im Europäischen CyberKnife Centrum in München Großhadern. Wenn Sie mal ein bisschen erklären könnten, mit was befassen Sie sich genau? Was sind Ihre Behandlungs- und Betätigungsfelder?
Prof. Dr. med. Alexander Muacevic
Wir haben vor 15 Jahren angefangen als Kooperation mit dem Klinikum Großhadern und seinerzeit der AOK Bayern. Das Ganze ist eingebunden in ein integriertes Versorgungskonzept und wir machen lokalisierte, spezialisierte Behandlungen von Tumoren.
Es sind eine Vielzahl von Tumoren, die wir behandeln können mit CyberKnife, aber man muss im Einzelfall immer ganz genau auswählen – anhand der Befunde, anhand der Bildgebung, welche Art von Tumor man wirklich mit dieser Methode behandeln kann. Das sind immer relativ kleine Tumore, abgegrenzte Tumore. Und natürlich können wir die oft nicht allein behandeln, sondern immer in Kooperation mit den Kollegen. Oftmals in Kooperation mit den Kollegen aus dem Klinikum Großhadern.
Christoph Gogg
Bei welchen Behandlungsindikationen genau kommt CyberKnife zum Einsatz?
Prof. Dr. med. Alexander Muacevic
Wir haben ja vor 15 Jahren im Wesentlichen mit Hirnbehandlungen angefangen, in Kooperation mit der neurochirurgischen Klinik. Das Ganze hat sich dann entwickelt über Wirbelsäulenbehandlungen, Lunge, Leber, Niere – also eine Vielzahl von Tumoren – und ist jetzt seit einiger Zeit bei der Prostata angekommen. Das ist natürlich ein sehr großes Thema in der Medizin.
Da gibt es zwei große Berufsgruppen, die im Wesentlichen Prostatakarzinom-Patienten behandeln. Das eine sind die Urologen, das andere sind die Radioonkologen, also die Strahlentherapeuten. Und jetzt kommt als weitere Option auch die CyberKnife-Therapie in den Vordergrund. Das ist sicherlich noch eine neuere Methode, wird aber in den USA im ganz großen Stil schon seit Jahren durchgeführt. Es sind in den USA über 30.000 Patienten mit CyberKnife mit Prostatakarzinom therapiert worden.
Christoph Gogg
Zu den Prostataerkrankungen allgemein: Wie häufig kommen die vor? Und kann man da schon von einer Art Volkskrankheit sprechen? Oder ist das jetzt von der Zahl jetzt nicht dramatisch gestiegen in den letzten Jahren?
Dr. med. Alfred Haidenberger
Also grundsätzlich muss man sagen, dass das Prostatakarzinom der häufigste Tumor des Mannes ist. Und wenn jeder von uns nur alt genug wird, wird er im Laufe seines Lebens an einem Prostatakarzinom erkranken.
Wichtig ist aber bei der Diagnosestellung des Prostatakarzinoms die moderne Bildgebung. Wir brauchen eine hochauflösende MRT-Untersuchung und zusätzlich muss das Karzinom bioptisch gesichert sein. Denn nicht jedes Karzinom muss zwangsläufig wirklich behandelt werden. Also da muss man in Zusammenschau aller Befunde festlegen, wie das weitere Prozedere dann wirklich ausschaut.
Christoph Gogg
Wenn wir uns mal mit dem genauen Behandlungsablauf befassen durch CyberKnife, wie sieht der im Einzelnen aus? Was passiert da?
Prof. Dr. med. Alexander Muacevic
Also das Attraktive an der CyberKnife-Behandlung für Prostatakarzinom ist die kurze Behandlungszeit: Man braucht nur fünf Sitzungen gegenüber 40 Sitzungen bei der herkömmlichen Strahlentherapie, also eine Woche Therapie versus acht Wochen. Und mit der neuesten Softwaregeneration, die wir jetzt vor einigen Wochen hier implementieren konnten, ist es sogar so, dass diese fünf Sitzungen nur noch circa 15 Minuten dauern, also fünfmal 15 Minuten – das ist natürlich eine sehr kurze und dann für den Patienten auch angenehme Therapie.
Man merkt von der Therapie selbst nichts. Das heißt nicht, dass die Therapie 100 Prozent nebenwirkungsfrei ist – das gibt es bei keiner Therapie. Alle Patienten haben zwei drei Wochen danach die eine oder andere Einschränkung beim Wasserlassen – vielleicht auch nachts, dass man öfter mal auf Toilette gehen muss. Aber generell sind die Nebenwirkungen bei einer CyberKnife-Therapie gering.
Ronald Hörstmann
Der Urologe wollte mich schon am 8. März auf dem Operationstisch haben. Wir hatten ein gemeinsames Gespräch und als er dann endete, hat er mich gefragt: Wie wollen wir vorgehen? Und dann habe ich ihm gesagt: Ich bin also nicht ein Typ für einen Schnellschuss, sondern da bin ich doch schon ein bisschen – möchte ich da hinterfragen. Und deswegen kam ich auch auf das CyberKnife.
Dr. med. Alfred Haidenberger
Die Behandlungsmethode mittels CyberKnife kommt auch zum Einsatz beim Rezidiv in der Prostata oder der Prostataloge. Das bedeutet, das Wiederauftreten des Tumors nach vorausgegangener Operation oder nach vorausgegangener herkömmlicher Strahlentherapie. Vorteil der CyberKnife-Radiochirurgie in dieser Situation ist, dass wir diesen Wert isoliert behandeln können mit der hohen Präzision.
Wir können das deshalb auch sehr präzise behandeln, weil wir vorausschauend eine entsprechende Bildgebung mittels PET-CT und MRT-Diagnostik durchführen. In Kooperation mit den Kollegen der Urologie wird ein Goldmarker in das Rezidiv implantiert, um die Beweglichkeit, die in dieser Loge oder in der Prostata vorhanden ist, auszugleichen.
Christoph Gogg
Wie kann man dem Patienten genau die Angst nehmen? Wo setzt man da an? Mit welchen Möglichkeiten geschieht das bei Ihnen?
Prof. Dr. med. Alexander Muacevic
Das Schöne ist bei der CyberKnife-Technik, dass sich die Technik dem Patienten anpasst – der Bewegung der Prostata. Und das ist eben ein großer Unterschied zu den herkömmlichen Techniken. Ich möchte aber gern allgemein noch mal darauf hinweisen, dass es für die Prostata-Therapie eine Vielzahl von Optionen gibt. Und bei den meisten Indikationen ist es so, dass man von Totaloperation der Prostata bis zu Gar-nichts-machen alles machen kann.
Das ist auf der einen Seite natürlich schön. Ich habe die Wahl als Patient, aber auf der anderen Seite ist auch schwierig, weil ich muss mich entscheiden: Was ist jetzt für mich das Richtige? Und deshalb ist es ganz wichtig, dass man sich als Patient einfach umfassend informiert und auch mit den unterschiedlichen Experten im Vorfeld spricht. Ich sage meinen Patienten immer, dass sie sich unbedingt auch bei einem Operateur informieren sollen. Wir haben ja hier in Großhadern mit Professor Stief einen weltweiten Experten der Prostataoperation. Das ist sicherlich eine ganz gute und wichtige Anlaufstelle.
Ronald Hörstmann
Man hat sich erst einmal eingerichtet. Man hat mich vorher gefragt: Was wünschen Sie denn? Wünschen Sie Musik? Ich sagte: Vogelgezwitscher! Ich bin privat Hobby-Ornithologe und das habe ich mir gewünscht. Ja, und dann habe ich der Sache ihren Lauf gelassen und habe gedacht: Ach, die Hauptsache, es wird nicht geschnitten, es fließt kein Blut, es gibt keine Spritzen. Und habe also vollstes Vertrauen gehabt, weil das im Vorgespräch einfach schon so gut gelaufen ist, dass ich hier überhaupt absolut keine Bedenken hatte.
Dr. med. Alfred Haidenberger
Der Roboter ist der Freund des Patienten. Mit dieser Technik sind wir eine ausgezeichnete Alternative zur Operation. Der Patient erspart sich aber bei unserer Therapie eine Narkose. Er erspart sich den operativen Eingriff, den stationären Aufenthalt und in vielen Fällen auch die Reha im Anschluss an die Therapie.
Bei uns dauert die Therapie bei der Behandlung des primären Prostatakarzinoms, wie gesagt, fünf Tage – jeden Tag eine Sitzung, die ungefähr 20 Minuten dauert. Und in der Behandlung des Rezidivs, das heißt, des wiederauftretenden Tumors nach vorausgegangener Therapie, das können wir in einer einzigen Sitzung machen.
Christoph Gogg
Der Roboter ist der Freund des Patienten. Mit dieser Technik sind wir eine ausgezeichnete Alternative zur Operation. Der Patient erspart sich aber bei unserer Therapie eine Narkose. Er erspart sich den operativen Eingriff, den stationären Aufenthalt und in vielen Fällen auch die Reha im Anschluss an die Therapie.
Bei uns dauert die Therapie bei der Behandlung des primären Prostatakarzinoms, wie gesagt, fünf Tage – jeden Tag eine Sitzung, die ungefähr 20 Minuten dauert. Und in der Behandlung des Rezidivs, das heißt, des wiederauftretenden Tumors nach vorausgegangener Therapie, das können wir in einer einzigen Sitzung machen.
Prof. Dr. med. Alexander Muacevic
Es ist wirklich so, dass die Behandlung sehr unkompliziert über die Bühne geht. Fast jeder Patient sagt danach: Hätte ich das gewusst, hätte ich keine schlaflose Nacht gehabt. Also jeder sagt, das war deutlich weniger schlimm, als ich es erwartet habe – weil ich eben keine Narkose brauche, weil nicht geschnitten wird, weil ich mich ganz normal mit Straßenkleidung auf die Liege legen kann und nach 15 bis 20 Minuten wieder nach Hause gehe und danach auch meinen normalen Alltag verrichten kann – also zum Tennisspielen oder zum Arbeiten.
Man muss das natürlich nicht unbedingt in der Mittagspause machen, aber es gibt ganz ehrgeizige, die auch das selbst so durchführen wollen. Wichtig sind erstmal die Vorbereitungen. Was heißt Vorbereitung? Ich brauche die richtigen diagnostischen Maßnahmen. Ich brauche eine gute Bildgebung. In allererster Linie ein gutes, dünnes MRT, was auch von einem Experten, der MRT-Bildgebung für Prostata beurteilt werden sollte. Das ist nämlich eine Wissenschaft für sich. Das ist relativ kompliziert. Da haben wir hier vor Ort Experten, mit denen wir das sehr gut auswerten können.
Mit dieser Bildgebung wird dann die Behandlungsplanung mit unserem Physikteam durchgeführt. Und wenn da unterm Strich alles in Ordnung ist, wenn die Ärzte und die Physiker einverstanden sind, dass der Plan so das Beste ist, was man mit dieser Technik herausholen kann, dann kommt die eigentliche Behandlung.
Das heißt man geht runter in den Behandlungsraum, wird von unseren netten Damen auf der Liege positioniert, der Startknopf wird gedrückt und dann merkt man von der Behandlung im Prinzip nichts. Der Roboter schwenkt um einen herum und schickt seine Strahlen punktgenau, eben genau auf das entsprechende Organ. Man kann bei der Behandlung seine Lieblingsmusik hören. Man kann auch pausieren, man kann zwischendurch auf Toilette gehen, man kann die Freundin anrufen. Also man kann das wirklich sehr entspannt organisieren.
Christoph Gogg
Jetzt gibt es das ja rund 15 Jahre hier in München Großhadern mit CyberKnife. Welche Erfahrungen haben Sie mit dieser Methode insgesamt gemacht auf dem medizinischen Sektor?
Prof. Dr. med. Alexander Muacevic
Also wir behandeln etwa 700 Patienten pro Jahr aktuell im CyberKnife Centrum. Wir sind auch wissenschaftlich sehr aktiv. Wir haben die letzten Jahre über 100 wissenschaftliche Publikationen geschrieben. Wir haben jetzt gerade eine große Publikation mit über 1000 behandelten Fällen von Schädelbasistumoren zur Publikation eingereicht.
Also wir versuchen nicht nur die klinische Medizin, sondern auch weiter die akademische Medizin zu bedienen. Das ist auch wichtig. Wenn man sich mit neuer Technologie auseinandersetzt, dann muss man das Ganze auch wissenschaftlich begleiten und mit Zahlen dokumentieren, um am Ende des Tages sagen zu können, was man denn jetzt wirklich tatsächlich geleistet hat und erreicht hat.
Ronald Hörstmann
Für mich war wichtig: Nebenwirkungen. Ablauf: Was passiert danach? Keine Reha, keine Chemo – was man ja bei Krebs hört. Das wäre für mich ein Horror gewesen. Das ist bei CyberKnife alles weggefallen und die Sache hat mich von daher total beruhigt.
Christoph Gogg
Wichtiger Punkt auch die Nachsorge nach einer Behandlung. Wie sie die im Einzelnen bei den Patienten aus?
Dr. med. Alfred Haidenberger
Also grundsätzlich, auch wenn die Therapie sehr kurz ist und der Aufenthalt des Patienten bei uns sehr kurz ist, haben wir eine sehr intensive Beziehung zum Patienten. Denn wenn der Patient unser Centrum verlässt, bleiben wir im engen Kontakt. Je nachdem, ob es sich um einen gutartigen oder bösartigen Tumor gehandelt hat, sehen wir den Patienten nach drei Monaten das erste Mal wieder oder nach sechs Monaten. Aber wir verfolgen den Patienten mit seinen Befunden, mit der Bildgebung auch über viele Jahre nach.
Christoph Gogg
Erstattet meine Krankenkasse auch die CyberKnife-Behandlung? Wie ist da der aktuelle Stand?
Prof. Dr. med. Alexander Muacevic
Das ist nicht überall in Deutschland so, aber hier haben wir aufgrund der direkten Kooperation mit der AOK Bayern schonmal eine Kostenübernahmegarantie für alle AOK-Versicherten. Es gibt auch andere Krankenkassen, die sich diesem Konstrukt angeschlossen haben, wie zum Beispiel die BKKs oder die Barmer Ersatzkasse et cetera. Also es gibt eine Reihe von Krankenkassen, die diese Behandlungen komplikationslos übernehmen.
Es gibt leider auch Kassen, die dem nicht ganz folgen. Da muss man dann im Einzelfall schauen, die Kostenübernahme zu erreichen. Und natürlich ist es so, dass auch für die Privatpatienten eine entsprechende Kostenübernahme in den allermeisten Fällen gewährleistet ist.
Christoph Gogg
Und das war's für heute von unserem Schaufenster Spezial. Schön, dass Sie mit dabei gewesen sind. Ich bin sicher, wir haben Ihnen einen spannenden Einblick in medizinische Innovationen liefern können. Alle weiteren Informationen zum Thema finden Sie natürlich auch noch einmal online unter www.cyber-knife.net. Bis zum nächsten Mal und bleiben Sie gesund. Auf Wiederschauen.